Kampfmittelsondierungen an den Veddeler Brücken
Warum sind Kampfmittelsondierungen notwendig?
Auch fast 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs kommt es auf den Liegenschaften der DB AG immer wieder zu Kampfmittelfunden. Oftmals handelt es sich dabei um nicht explodierte Fliegerbomben. Aber auch Munition und Granaten, ganze Panzer- und Flugabwehrkanonen und andere Waffen aus den Weltkriegen werden gefunden.
Der Kampfmittelfund hat historische Gründe. Bahnanlagen waren während der Weltkriege wichtige strategische Ziele für alliierte Bombardierungen und Angriffe. Als bedeutende Infrastruktur für den Transport ziviler Versorgungsgüter, Rohstoffe oder den Nachschub von militärischen Gütern wurden sie daher gezielt bombardiert und waren hart umkämpft. Im Fokus standen Brückenbauwerke, Bahnhöfe, und Bahnknotenpunkte. Diese Flächen sind daher bis heute in einem hohen Maße von Kampfmittelrisiken betroffen.
Um die Sicherheit der Anwohner sowie auch der Projektbeteiligten zu gewährleisten, ist es wichtig, vor dem Start der Bauarbeiten den Boden der Baustelle gründlich auf Kampfmittel hin zu untersuchen. Mögliche Blindgänger oder andere Hinterlassenschaften aus den Kriegen müssen sicher entfernt und unschädlich gemacht werden.
Wie läuft der Prozess der Kampfmittelsondierung bei der DB ab?
Bei sämtlichen Baumaßnahmen mit Eingriffen in den Boden wird grundsätzlich im Vorfeld, weit vor dem eigentlichen Baubeginn, der Kampfmittelverdacht überprüft. Es muss geklärt werden, ob ggf. eine Erkundung oder Beseitigung von Kampfmitteln vor Durchführung der Baumaßnahme notwendig ist. Eine erste Einschätzung des Kampfmittelrisikos übernimmt der zuständige Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) eines jeweiligen Bundeslandes. Die Einschätzung erfolgt auf Basis von Luftbildauswertungen. Wird der Kampfmittelverdacht bestätigt, plant die Bahn gemäß den Empfehlungen des KBDs entsprechende Maßnahmen bzw. Sondierungsarbeiten.
Was passiert an den Veddeler Brücken?
Wie bei vielen Brückenbauwerken handelt es sich auch bei den Baumaßnahmen an den Veddeler Brücken um eine kampfmittelverdächtigte Fläche. Rund drei Jahre vor Baubeginn wurde der Kampfmittelverdacht erstmals anhand von Luftbildauswertungen überprüft.
Zusätzlich wurden im Zeitraum vom 27.08.2018 bis 31.08.2018 und im Zeitraum vom 22.09.2018 bis 28.09.2018 Flächensondierungen an den Brückenwiderlagern der Veddeler Brücken durchgeführt. Die Sondierung erfolgte mittels Georadars und Tiefensondierung. Eine Tiefensondierung (Bohrungen) wird angewandt, wenn die computergestützte Oberflächensondierung (Sondierung ohne Eingriff in das Erdreich) keine ausreichenden Erkenntnisse liefert. Grund für unzureichende Erkenntnisse bei einfachen Oberflächensondierungen können Verunreinigungen, Rohrleitungen und andere Störkörpern sein.
Da die Kampfmittelfreiheit bei den Baumaßnahmen an den Veddeler Brücken, speziell im Bereich der Widerlager, nicht komplett ausgeschlossen werden konnte, wurden – auf Empfehlung des zuständigen KBDs – weitere Sondierungsmaßnahmen geplant und angesetzt.
Die Arbeiten finden nun im Zeitraum vom 23.03.2021 bis 21.05.2021 statt und werden in den Bereichen der neuen Widerlager, der bauzeitlichen Umfahrung sowie im Bereich der Müggenburger Durchfahrt erfolgen. Es werden sowohl Oberflächensondierungen als auch Tiefensondierungen durchgeführt – allein im Böschungsbereich werden ca. 150 Bohrungen in bis zu 12m Tiefe erfolgen, um nach möglichen Kampfmitteln zu suchen. Unterstützt wird die Sondierung durch einen Abgleich der aktuellen Bebauungskarten mit historischen Bauverzeichnissen. Ziel ist es, festzustellen, wie tief etwaige Gefahrgüter in den Boden eingedrungen sein können.
Die Analyse der Daten aus der Kampfmittelsondierung liegt nicht sofort vor und wird etwas Zeit in Anspruch nehmen. Sollten im Ergebnis Kampfmittel im Boden gefunden werden, so werden diese durch eine Spezialfirma geräumt und unschädlich gemacht.
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