Ver- und Einschub am Zollkanal/Müggenburger Durchfahrt

Unser Projektleiter Mirko Landeck gibt uns Einblicke in diesen spannenden und bedeutenden Bauabschnitt.

Bereits seit Anfang 2021 erneuert das Projektteam die über 100 Jahre alten Brücken Schritt für Schritt. Am 12. August 2024 erfolgte die Teilinbetriebnahme der Veddeler Brücken und gab mit der Herstellung der Viergleisigkeit den Startschuss für die Arbeiten auf dem Hochleistungskorridor Hamburg-Berlin.

(Für einen tieferen Einblick empfehlen wir unseren Zeitrafferfilm am Ende des Artikels)

Welche Arbeiten waren zwingend erforderlich, um den Ver- und Einschub der Stabbogenbrücken zu realisieren?

In Vorbereitung auf die Arbeiten musste die zweite Stabbogenbrücke fertig montiert werden. Hierzu diente erneut die in der Nähe des Baufeldes errichtete Vormontageplattform. Darüber hinaus mussten die neuen Widerlager fertiggestellt werden.

Die Stabbogenbrücke 1 im Sonnenuntergang, davor ein schwimmender Ponton
Quelle: DB InfraGO AG

Gibt es Unterschiede zwischen den beiden Stabbogenbrücken?

Beide Stabbögen sind völlig identisch. Daher konnte der Stabbogen 2 auf die gleichen Widerlager geschoben werden, auf denen vorher der Stabbogen 1 lag.

Wie liefen die Arbeiten genau ab?

Zuerst musste der Stabbogen 1, welcher als Umfahrung diente, versetzt werden. Hierfür wurden die Oberleitungsanlagen, im Bahndeutsch nur OLA genannt, und der gesamte Oberbau (Schotter, Schwelle, Schiene) zurückgebaut. Nachdem der Stabbogen geleichtert wurde, konnte dieser mittels Schwimmtechnik auf einen Ponton gesetzt und an die neue Position geschwommen werden. In einer früheren Bauphase wurde hier bereits Platz geschaffen und eine der alten Brücken zurückgebaut. An gleicher Stelle wurden die neuen Widerlager errichtet, auf denen der Stabbogen nun seinen neuen Platz gefunden hat.

Luftbild der Stabbogenbrücke 1, die mit einem Ponton an die neue Position geschwommen wird.
Quelle: DB InfraGO AG

Der Stabbogen 2 wurde anschließend von der Montageplattform in die alte Position des Stabbogen 1 (Umfahrung) eingeschwommen. Die Montageplattform hat an beiden Seiten sogenannte Verschubträger. Auf diesen Verschubträgern wurde der Stabbogen 2 in Richtung des Zollkanals verschoben und dann auf den Ponton abgesetzt. Anschließend wurde der Ponton mithilfe von Seilen an die Endposition manövriert und der Stabbogen abschließend auf die Widerlager der Umfahrung gesetzt.

Die Stabbogenbrücke 2 wird mit dem Ponton eingeschwommen.
Quelle: DB InfraGO AG

Was waren die größten Herausforderungen? Aus logistischer und betrieblicher Sicht?

Der Zollkanal liegt im Bereich der Tide. Der Wasserpegel schwankt hier um drei Meter. Dies war eine große Herausforderung, die großen Einfluss auf die Planung der Verschübe hatte. Das Absetzen der Stabbögen erfolgte mithilfe des sinkenden Pegelstandes. Wie auch in den vorangegangenen Bauphasen stellt das Manövrieren durch die Insellage des Baufeldes Mensch und Technik vor eine enorme Herausforderung.

Was passiert nun mit der Montageplattform? Wie erfolgt der Rückbau?

Die Verschubträger, welche auf im Wasser stehenden Stützen liegen, haben nach den Verschüben keine Verwendung mehr und werden zurückgebaut. Der restliche Teil der Montageplattform wird in der nächsten Projektphase als Umschlagplatz für Geräte und Material verwendet. Nach einem Umbau mit einer Kaimauer werden hier Schuten anlegen können, die Material und Geräte in die Baustelle transportieren können.

Warum war die Herstellung der Viergleisigkeit zum Abschluss der aktuellen Arbeiten so wichtig?

Die Viergleisigkeit ist betriebsbedingt notwendig u.a. für die stärkere Auslastung durch den Umleitungsverkehr für den Hochleistungskorridor Hamburg-Berlin. Die Arbeiten am Hochleistungskorridor haben am 13.08.2024 begonnen. Für die Veddeler Brücken bedeutet dies, dass noch mehr Züge dieses Nadelöhr passieren werden.

Ist der aktuelle Zustand der Endzustand?

Nein. Die Stabbögen liegen noch nicht in ihrer Endposition. Sie werden nach einer zukünftigen 12-monatigen Bauphase jeweils eine Position weitergeschoben. Aktuell befinden sich noch zwei der ursprünglich vier alten Überbauten über dem Zollkanal, welche ebenfalls zurückgebaut werden müssen. Wenn hier die neuen Widerlager fertig gestellt worden sind, können die Stabbögen in ihre Endposition geschoben werden. Anschließend wird die bauzeitliche Umfahrung zurückgebaut.

Die Wiederaufnahme der Bauausführung soll gemäß aktueller Planung im Herbst 2026 erfolgen. Es bleibt also weiter spannend und die nächsten Meilensteine liegen vor uns.

Aktuelle Informationen gibt es immer zeitnah auf unserer Homepage – besuchen Sie uns gern:

www.elbinselbruecken-hamburg.de

Ihr Projektteam EÜ Zollkanal und EÜ Harburger Chaussee

Hamburg, Oktober 2024

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